GLORIA, Geister, GLORIA, Klaas Heufer-Umlauf, Mark Tavassol, Grönland Records, groenland records, Berlin, 2015, 2016

GLORIA

GLORIA – das ist die Band, die wir so nötig brauchen, dass wir uns nicht mal getraut haben, auf sie zu warten.

Wenn die zwei Jungs bloß nicht immer alles so runterspielen würden. GLORIA – so sagen Mark Tavassol und Klaas Heufer-Umlauf, die Gründer dieser neuen Band – sei doch eigentlich nur ein Hobby gewesen. Privatvergnügen, Spaßprojekt. Das Zufallsprodukt, das sich beim gemeinsamen Abhängen und Musikmachen in Hamburger Ein-Zimmer-Apartments ergab. Und das ab und zu vielleicht auch das Alibi dafür war. Anstoßen auf die Strophe. Zurücklehnen beim Refrain.

Kann man so sehen. Man könnte aber auch sagen: GLORIA – das ist ein lange gehütetes Geheimnis. Das nun endlich enthüllt wird, nach Jahren des Stillschweigens, Kommenlassens. GLORIA – das ist die Band, die wir so nötig brauchen, dass wir uns nicht mal getraut haben, auf sie zu warten. In einer Zeit, in der keine deutsche Welle irgendeiner Art am Horizont herumschwappt, kein junger Lorbeerdichter den Ton angibt. In einer Zeit, die reif ist für neue Musik, die uns aufregt und umarmt und praktischerweise auch gleich noch in den Hintern tritt.

Wie auch immer, GLORIA sind jetzt da, endlich. Sie veröffentlichten Ende September 2013 bei Grönland Records ihr erstes Album, das genau so schön heißt wie sie. Im November und Dezember gingen sie zum ersten Mal auf Tournee. Oder, wie Sänger Klaas Heufer-Umlauf es formuliert: „Wir sind unserem Gefühl gefolgt. Und dabei in etwas hineingeraten …“

Woher kennen die zwei sich? Ungefähr 2006 trafen sich Klaas (Moderator und Entertainer) und Mark Tavassol (Musiker, Gitarrist der Gruppe Wir sind Helden) bei gemeinsamen MTV-Auftritten. Unvergessen die Comet-Verleihung, bei der Klaas sich während des Auftritts von Marks Band im Supermankostüm selbst auf die Bühne schmuggelte. Sowas verbindet. Man ging in Hamburg mal ein Bier trinken, sprach über alles Mögliche, also auch übers Musikmachen. 2008 starteten die ersten gemeinsamen Sessions. Zu zweit. Text, Song, Melodie gemerkt, gutes Riff entdeckt. Ein Lied kam schnell wie per Schluckauf, am nächsten wurde monatelang herumgedoktort. Bis am Ende keiner mehr wusste, wer eigentlich genau was beigesteuert hatte.

„Heutzutage tut man viele Dinge ja nur, wenn man ein Ziel mit ihnen verfolgt“, sagt  Mark Tavassol. „Mit unserer Musik lief es aber so, wie es eigentlich sein sollte: Wir hatten einfach nur Lust, sie zu machen.“

Erst nach gut drei Jahren kamen Mark und Klaas überhaupt auf die Idee, dass die vielen Stücke und Fragmente eine gute Platte ergeben könnten. Mark übernahm die Produktion, der Rest lief fast wie von selbst. Und jetzt können alle hören, wie das klingt: ganz großer deutscher Pop, der sich einfach selbst die tollen Posen erfindet, in die er sich wirft. Gefärbt von britischem und amerikanischem Gitarrenzeugs aller Art, von der Hamburger Songwritertradition und allem anderen, was den beiden so gefällt. Keine Hommagen – sondern genau das, was nun mal herumgewachsen ist um diese Songs, Stücke wie „Wie sehr“, „Eigenes Berlin“, „Zu vage“, „Warten“, die Mark und Klaas zusammen geschrieben haben. Eine Stimme aus zwei Köpfen, ruppige, schlaue Großstadtpoesie, Verse für tiefe Nächte, Mitsingsachen für die besten Tageszeiten, Zeilen, die man sich auf die Hand schreibt, damit man sie schnell parat hat. Fies, romantisch, im Zweifel das, worauf man nicht gekommen wäre. Musik, die dich in großartiger Unsicherheit wiegt. Aber: Sie wiegt dich.

„Das Wichtigste ist“, betont Klaas: „diese Platte hätten wir auch gemacht, wenn Mark Arzt und ich Friseur geblieben wäre.“

Also ohne die durchaus erzählenswerten Vorgeschichten. Kein Wunder, dass die zwei stolz sind auf GLORIA, ihre neue Band. Und möglicherweise planen sie ja auch schon – heimlich – den Umsturz der uns bekannten poppigen Welt. Die Gründung und globale Verbreitung des Glorianismus. Aber wenn das so ist, werden sie es natürlich niemals zugeben.

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