The Earlies

The Earlies

These Were The Earlies“ hieß das mit einiger Verspätung im letzten Jahr in Deutschland erschienene Debüt-Album der Briten und Texaner, und bezeichnender hätte der Titel der elf blütenweißen Songs starken Zusammenstellung kaum ausfallen können. Hört her, das waren die Earlies, die Band, die ihren Sänger noch nie gesehen hatte. Wenn Brandon Carr seine Gesangsspuren aufnahm, passierte das zu Hause in Dallas, während der Rest der Band in Manchester im Studio am Großen und Ganzen bastelte, an einem Orchestersound, in dem Flöten und Saxophone, Beach-Boys-Choräle, Fagott-Melodien und elektronische Spurenelemente auf seltsamen Wegen zueinander fanden. Die Earlies spielten in einem surrealistischen Sandkasten, den vorher allenfalls Mercury Rev, die Beta Band und die Flaming Lips heimgesucht hatten. Obenauf und untendrunter die weit entfernte Stimme Brandon Carrs.

Für die letzte Aufnahme zu dieser Platte traf Brandon Carr erstmals die Kollegen, die er vom Hörensagen, vom Internet und transatlantischen Telefonieren kannte. Sie spielten „Dead Birds“: „Bring Love To This Cold Cold Heart“. „Brandon war gottseidank ein guter Typ“, sagt Pianist, Organist und Synthesizerist Christian Madden in Erinnerung an den ersten Studio-Termin mit dem Sänger. „Stell Dir vor, so ein Arschloch steht da plötzlich vor dir und sagt, er ist der Sänger der Band. Da hätten wir ernsthafte Probleme bekommen.“

Was bis dahin geschah: Bierlaunenbandgründung 1996 in Manchester. Teilnehmer: Christian Madden und Giles Hatton (beide kommen aus Burnley, nördlich von Manchester) und John-Mark Lapham, Texaner mit begrenzter Aufenthaltsgenehmigung im UK, auf der Suche nach der etwas anderen britischen Musik (er studierte den Warp- und 4AD-Katalog). Sessions, spontane Banderweiterungen, Haufen von Ideen. Lapham reist wieder aus. In einem Plattenladen im texanischen Abilene, jener Stadt, der die Welt den haarsträubenden Zauber eines Mädchens namens Jessica Simpson verdankt, trifft er Brandon Carr, hier entsteht die amerikanische Earlies-Dependance, die übers Internet Kontakt zu den Briten hält, sich in deren Files mischt. So geht das Jahre lang.

„It’s never too late to be Earlies“, schrieb der britische „Observer“ und spielte damit auf die versteckte und seltsame Bandgeschichte an. Es ist an der Zeit, die Earlies richtig zu entdecken, mit den elf neuen Songs von „The Enemy Chorus“, die mit Tom Knott in Burnley, Manchester und Texas augenommen wurden. Brandon Carr kommt jetzt manchmal sogar für ein paar Monate nach England. An der Oberfläche des Albums sind schon die Veränderungen zu entdecken: „Wir wussten eins, wir wollten Farbe haben diesmal.“ Das Earlies-Logo im blau-golden schillernden Luxus-Design auf dem Cover steht für für den Willen zu Pracht und Verschwendung. Sie wollen sich ausschütten. Zeigen, was in ihren Köpfen wie wahnsinnig kreiselt. 70er-Progressive-Rock, Loops, Drone Sound, die Live-Erfahrung, die Aufnahmen mit King Creosote. Die Earlies sind härter geworden. Nein, sie spielen noch keinen Black-Sabbath-Monster-Rock, das kommt vielleicht auf Album numero drei. Vorerst kann man hören, wie die vielen verschiedenen Spuren mit psychedelisch fluoreszierenden Klebstoffen zu sagenhaft schaukelnden Liedern verbunden worden sind. Manchmal scheinen diese Lieder über sich selbst zu lachen, wenn ein Bläsersatz aus der Town Hall nebenan gegen die ganz normale Indie-Melancholie anzukämpfen versucht. War das eine Schreibmaschine am Ende von „Foundation And Earth“? Weiß noch jemand, was das ist, eine Schreibmaschine? Heute schon gelacht?

Und welche Band veröffentlicht ihr komplettes Album noch einmal auf 10″? Alle zwei Monate werden die Earlies zwei „Enemy-Chorus“-Tracks auf Vinyl raushauen, bis zum letzten Stück, das soll im Juli 2007 erscheinen, flankiert von einer Box, in der die Vinyl-Schätze aufbewahrt werden können. Das war dann die zweite Earlies-Phase. Von der dritten sprechen wir im Frühjahr, wenn die Band als zehnköpfiges Live-Orchester nach Deutschland kommt.

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