KONTAKT
Half Cousin
Die Orkneys, eine kleine Inselgruppe nordöstlich von Schottland, sind nicht gerade das Goa Europas. Hierher pilgert niemand, um sich in Musik zu verlieren. Und dennoch scheint das raue Klima eine gute Inspirationsquelle zu sein, zumindest für Kevin Cormack und sein Projekt – auch wenn die Musik, die dabei herauskommt, glücklicherweise nichts mit gebatikter Höhlenelektronik zu tun hat. Half Cousin ist ein Konglomerat verschiedenster, Ideen und Herangehensweisen. Experimental Folk könnte man das nennen, was als kreative Zeittotschlägerei begann und nun, mit Veröffentlichung des zweiten Albums „Iodine“ einen gewaltigen Schritt nach vorn tut.
Comparisons with Syd Barrett, early Bjork or Devendra Banhart barely do IODINE justice: a thing of wild and magical beauty.
UNCUT 2007 ****
Half Cousin are a metaphysical revolution playing junked-up pastoral music for the psychiatric set. Which is a good thing – trust us.
NME
Man musiziert auf Kisten und Mülleimern, entfremdet Kochlöffel und manch anderes Haushaltsgerät, versetzt dieses transparente Rhythmusgerüst mit traditionellen Folkweisen, Fiedeln und Schaukelpferdmelodien, und dekonstruiert alles auch nur ansatzweise Konventionelle schon mit dem nächsten Takt. Das ist avantgardistisch, ohne nervtötend zu sein, fordert, ohne zu überfordern. Jeder Song birgt sowohl eine große Tiefe, die zu erforschen einer Expedition zu den weißen Flecken der Landkarte gleichkommt, doch andererseits sind so viele Fangnetze und Sicherungsleinen gespannt, dass man die Entdeckungsreise ohne jeden Zweifel, geradezu leichtfüßig, vorfreudig und neugierig antritt.
Zweite Hauptperson und Konstante im Half-Cousin-Kollektiv, das sich bei (Live-)Bedarf lose aus Mitgliedern befreundeter Bands wie den Noisettes, The Hours und den Ex-Mescaleros zusammenfindet, ist Jimmy Hogarth, ein alter Schulfreund Cormacks, der mittlerweile ein Studio in London betreibt. Während Cormack die Songwriter-Feder in der Hand hält, frickelt Hogarth mit billigen Lo-Fi-Elektronica herum, erfindet Schlagwerk aus Familienerbstücken und Müll, bringt das rumpelige Herz des Halbcousins zum Schlagen, erweckt jedoch jederzeit den Eindruck, es könne jeden Moment aussetzen. So schafft er eine fragile Spannung, die „Iodine“ bei aller Stringenz etwas durch und durch Gebrochenes verleiht, die die Platte trotz aller Intensität in gewissen Momenten beinahe durchsichtig und flüchtig erscheinen lässt.
Im Vergleich zum Debüt „The Function Room“ (Groenland, 2004) ist das Nachfolgewerk wesentlich kontrastreicher ausgefallen. Drängten sich einst neben klar deutbaren Can-Referenzen auch Vergleiche zu Bauhaus und den Einstürzenden Neubauten auf, denkt man heute auch an Hot Chip, Magnetophone, The Earlies und Konsorten. Selbstredend liegt gleichzeitig noch immer die liebe zu Tom Waits und Captain Beefheart in der Luft, sind Cormacks Melodien, die sich da vertrackt und verdreht durch das Beatgewirr schlängeln, immer höchst organisch. Die beiden Freunde agieren höchst kongenial, was vielleicht daran liegen mag, dass Freundschaften, die auf den Orkneys geschlossen werden, nicht nur durch logistische und Bevölkerungsdichte-bedingten Gründen alles andere als austauschbar sind. Eines jedenfalls ist klar: Dieser Halbcousin dürfte schnell zum Lieblingsverwandten werden. Den Rest der buckligen Sippe kann man sich ja auch nicht aussuchen.
provokes comparisons with Art Garfunkel, Led Zeppelin and Ivor Cuttler all at once.
MOJO 2007