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Les Vampyrettes
Holger Czukay, visionärer Klangpionier und Wegbereiter elektronischer Musik, prägte mit seinem innovativen Schaffen eine Ära. Seine enge Zusammenarbeit mit Conny Plank und das Projekt "Les Vampyrettes" zeugen von einer tiefen kreativen Freundschaft, die musikalische Grenzen sprengte und bis heute als inspirierendes Vermächtnis gilt.
Czukay war seiner Zeit so weit voraus, dass heutige „Anders-Klinger“, „Soundtüftler“ und „Produktionsgenies“ nur ehrfurchtsvoll niederknien sollten.
– Jürgen König (radioeins)
Holger Czukay über Conny Plank und das Projekt „Les Vampyrettes“:
Conny Plank war ganz bestimmt einer der ungewöhnlichsten Produzenten, den ich jemals getroffen habe und es dauerte ein paar Jahre bis wir uns persönlich kennenlernten. Eines Tages erzählte er mir wie sehr er sich über einen Artikel amüsiert hat, den in einem Technikmagazin für Musiker las, in dem ich behauptet hatte, wie man einen Toningenieur am besten feuert um Geld zu sparen. Conny sagte „du hast Recht“.
Das war der Beginn einer engen Freundschaft. Zu dieser Zeit war Connys Studio in Verbindung mit dem Can Studio die Nummer 1 Adresse unter Bands und Musikern, die nach noch unbekannten Horizonten Ausschau hielten.
Es war kein Problem für den gewieften Conny mit Musikern der Vergangenheit wie z.b. Duke Ellington und Bert Kempfert zusammenzuarbeiten, sowie auch mit jüngeren bands wie Ultravoxx!, Devo, Eurythmics, D.A.F. und den Scorpions.
Gleichzeitig nahmen sie oft die Gelegenheit wahr die Verschiedenheit zwischen beiden Studios auszuprobieren. Speziell wenn Conny mit seinem Üwagen anrollte um es in ein funktionierendes Gesamtstudio umzufunktionieren.
Les Vampyrettes entstanden aus tiefer Freundschaft und durch Zufall
Eines Tages verließ er seinen „Kutschersitz“ in seinem eigenen Studio um im Can Studio mit seiner Trompete vorbeizukommen. Zusammen mit dem Can Schlagzeuger Jaki Liebezeit und Tommy Engel von den Black Föss gab er dem tanzenden New Yorker Künstler Pop Top groove support für seine aus Coca-Cola Verschlüssen bestehenden Kettenhemden.
Eine ganze Reihe von weiteren Künstlern kamen hier im Studio vorbei. Die Liste der Kollaborateure enthält Namen wie Brian Eno, Killing Joke, oder Jah Wobble (Public Image Ltd).
Oftmals wurde Connys Küche zum Treffpunkt von Musikern, die sich noch nie zuvor begegnet waren. Ich erinnere mich an einen lausigen Nachmittag im November, als ich Conny eine neue Serie „Horror mit Komfort“ vorstellte. Sofort fingen wir an, an einigen Texten zu arbeiten, als ein Gentleman aus New York hereinschneite, der Mitglied des „Bread and Puppet Theater“ war. Und so entstand „Biomutanten“ … Darin geht es um einen Autofahrer, der ein Motorpanne hat am Rande einer schleimigen Müllkippe, von wo er durch bis dahin unbekannte Monster attackiert wird.
Danach bin nie wieder einen so kreativen Partner wie Conny begegnet.